Es ist doch immer wieder interessant zu beobachten, wie Menschen über selbst gelegte Fallstricke stürzen und hinfallen.
Wie sie jedoch dann die Umstände oder am besten die anderen dafür verantwortlich machen und weiter wehklagen, jammern und ihre Wunden ständig lecken.
Sie versuchen mit 100 000 Psychobücher jeglicher Couleur im Trockenen ohne Schwimmlehrer Schwimmen zu lernen, um dann doch im Becken zu ertrinken. Weiter wehklagen, jammern und die Autoren für ihr Scheitern verantwortlich machen und ihnen mitteilen, dass sie nichts taugen.
Viele Unternehmer in einer lebensbedrohlichen Umbruchphase stehen vor diesem Phänomen.
Erst kürzlich kam in meine Coachingpraxis ein solcher, 84 Jahre alt und kein Nachfolger in Sicht. Nennen wir ihn Heinz.
Wortreich erklärte er mir sein Schicksal. Wie ihm Böses vom Leben gespielt wurde und er völlig unschuldig nun dasteht, wo er steht. Frau weg, Sohn ein Versager und nur er der Held, der Fels in der Brandung. Mannhaft bewältigte er die Unbillen des Lebens-alleine. In lichten Momenten, wenn sein übermächtiges Ego einmal Ruhepause hat, sieht er klar. Kann die Grundschulmathematik anwenden. Seine 84 Jahre sind der Knackpunkt.
Heinz übergibt die Verantwortung der Suche eines Nachfolgers an irgendeinen pensionierten Personaler. Der wählt nach seinen Vorstellungen aus. Heinz jedoch ist mit der Ausbeute sehr unzufrieden, denn aus seiner Sicht ist der Kronprinz ungeeignet. Ich frage mich, wieso ändert er diese Situation nicht selbst, kündigt in der Probezeit. Denn dafür ist sie ja da. Nein, er wehklagt, jammert lieber und macht den pensionierten Personaler für die falsche Auswahl verantwortlich. Wie praktisch.
Und nun stürzt Heinz über seine selbstgelegten Fallstricke in die Tiefe. Beim Fallen jammert und wehklagt er weiter über die Schwere seines Lebens… und welche Pfeifen er doch um sich versammelt hat.
Angst und das übermäßige Ego und die unerbittliche Abneigung Menschen gegenüber sind die Fallstricke von Heinz. Nur er ist der Checker vom Neckar, der der alles im Griff hat. Er der Intelligenzbolzen. Alle anderen sind ja dumm und blöd und blicken das Große wunderbare Ganze der Welt sowieso nicht. Und schon gar nicht auf spiritueller Ebene.
Der Gang in die Buchhandlung ist die Lösung. Dort gibt es unzählige gescheite Bücher, wie in solchen Situationen zu handeln ist. Ein Arm voll wird gekauft und sich daheim eingeigelt. Das kann Heinz gut.
Die reale und ehrlich gesagt einzige intelligente Lösung, mich als Coach und den bestens geeigneten Interimsmanager mit ins Boot zu holen, lehnt Heinz überheblich ab, denn die gehören auch zu den Blöden und Dummen, die nur sein Geld wollen.
Schade, dass ich nun nicht mehr das wehklagende Fallen und Jammern mitbekomme. Vielleicht lese ich einmal im Wirtschaftsteil der Tageszeitung über einen heldenhaften 89 jährigen, der sein mittelständisches Unternehmen beim wehklagenden Fallen mit in den Abgrund mitgerissen hat. Ohne dabei zu bedenken, dass er vielen Familienväter und -mütter die Existenz raubt. Ob die auch zu den Dummen und Blöden gehören?